Wahrnehmung ist der Überbegriff. Was sehen wir? Wie sehen wir? Was können wir sehen? Was wollen wir sehen? Die Fragilität und Instabilität der Realität um uns herum bestimmt, wie wir denken, fühlen, sehen und leben.
In meiner Arbeit gehe ich von der Position des „Suchenden“ aus. Ich entwickle Bilder und/oder Formen, die nicht unbedingt von logischen Kriterien bestimmt werden, sondern auf subjektiven Assoziationen basieren und den Betrachter zu visuellen Erfahrungen und persönlichen Assoziationen anregen. Unvollkommenheit und Unerwartetes verdichten sich zu einer Bildsprache, die sich ständig erweitert und Erfahrungen und den Blick auf die Welt als wesentliche Elemente nutzt. Ich sage nicht „Ich weiß!“, sondern „Ich will wissen!“.
In meiner Arbeit geht es oft darum, was ich nicht weiß. Ich stelle keine Behauptungen auf. Ich möchte Räume öffnen und neue Perspektiven aufzeigen. Das ist ein künstlerisches Konzept und eine Lebenseinstellung. Es gibt immer ein Davor, ein Dazwischen und ein Dahinter. Mich interessieren Licht und Schatten, das Leuchten an der Wand, die Wirkung im Raum oder im Freien. Ich mache Messerschnitte als Einzelarbeiten oder für raumfüllende Installationen. Ich mache Skulpturen. Der Messerschnitt ist wegen der harten Kante ideal für mich. Wegen der Entschlossenheit. Kein Getue. Kein Zirkus. Es geht um Konzentration, Verdichtung, Verwandlung und Konzept und darum, klare Entscheidungen zu treffen und dazu zu stehen. Wie im Leben. Was geschnitten ist, ist weg. Keine Tricks. Wer zu seinen Entscheidungen stehen kann, fühlt Freiheit.
Warum war ich auf Residencies, z.B. in Clermont-Ferrand, Budapest, Sète/Montpellier, Bremerhaven, Ebernburg… ? Warum nehme ich den Aufwand auf mich, reise mit reduziertem Gepäck, meist mit Bahn oder Bus, verzichte für Wochen oder Monate auf mein Atelier, mein Zuhause, Familie/Freunde und komme an Orte und zu Menschen, die ich nicht kenne? Lohnt sich das? Es geht um die Herausforderung, ums Abenteuer, es ist ein trip into the wild. Es geht darum, vor Ort die Aufgaben, die ich mir in der Regel selbst stelle, zu erfüllen: bestimmte Werkgruppen erarbeiten, Ausstellungen, ArtistTalks, Workshops, OpenStudioShows… Es geht darum, überall gute Arbeit zu leisten. Residencies sind keine Urlaube, Residencies sind Arbeitsaufenthalte. Ich habe keine Zeit zu vertrödeln, ich habe Arbeit.
Werke von Hans Lankes befinden sich in Museen, öffentlichen und privaten Sammlungen in Deutschland, Österreich, Frankreich, Großbritannien, Monaco, den Niederlanden, Japan und den USA.
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(Foto © Michael Spaan)